Tabula Rasa

Tabula Rasa 2022

Leere Terminkalender, wegfallende Pendlerwege, weniger Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung: während der Corona-Lockdowns hatten viele Menschen das Gefühl „mehr Zeit“ zur Verfügung zu haben als sonst. Für einige war dies ein willkommener Befreiungsschlag vom alltäglichen Hamsterrad, für andere eine existenzbedrohliche Verdammung zu Nichtstun. So oder so teilen wohl viele den Eindruck, dass etliche unserer Gewissheiten massiv infrage gestellt wurden.

Kein Wunder also, dass mancher auch Chancen für die eigene Agenda witterte. Der stark eingeschränkte Flugverkehr, von Blechlawinen befreite Straßen und vielfach die Besinnung auf die Natur um uns herum ließ einige eine Zeitenwende vermuten. Die Gelegenheit sollte beim Schopf gegriffen werden, um im Handstreich eine nachhaltigere und solidarischere Gesellschaftsordnung zu schaffen. Andere nutzten die entstandene Unsicherheit, indem sie Zweifel am demokratischen Staat säten und die Coronamaßnahmen nicht nur inhaltlich kritisierten, sondern den entscheidenden Gremien und Funktionsträgern die Legitimation an sich absprachen.

Fast zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie wollen wir in Bad Liebenzell noch einmal nachfragen, was eigentlich aus diesem Gefühl geworden ist, „mehr Zeit“ gehabt zu haben und wir wollen den Diskurs über einen persönlichen und gesellschaftlichen Neuanfang in größere Zusammenhänge stellen. Was hat es mit der Tabula rasa auf sich und können wir Menschen überhaupt jemals vollständig neu beginnen?

Dazu haben wir Expertinnen und Experten angefragt, die mit uns darüber sprechen werden, was aus anderen Konstellationen geworden ist, in denen sich Menschen und Gesellschaften mit einer Tabula rasa konfrontiert sahen.

Auch für die Seminararbeit der CAV ist das Januarseminar in Bad Liebenzell ein Neuanfang. Wir freuen uns, viele von euch wiederzusehen und anregende Tage und gesellige Abende mit euch zu verbringen!